Eine Methode dient zur systematischen Gewinnung von Erkenntnissen und sollte daher verständlich und nachvollziehbar sein. Im Rahmen eines Gutachtens im Bereich Rettungswesen kommen verschiedene qualitative und quantitative Methoden zum Einsatz. Dies umfasst von der risikoabghängigen Fahrzeugbemessung bis hin zur Neuorganisation der Rettungswachen eine Vielzahl an Praktiken. Einen zentraler Punkt stellen kartographische Auswertungen dar. Hier werden mit Hilfe eines Geoinformationssystems örtliche Informationen und Sachverhalte erfasst, analysiert, simuliert und visualisiert. Die Werkzeuge eines Geoinformationssystems sind dabei sehr umfangreich und bieten für die Erstellung eines Gutachtens im Bereich Rettungswesen eine Fülle an erkenntnisgewinnenden Einsatzmöglichkeiten.

Fahrzeitsimulation

Fahrzeitsimulationen stellen eine hervorragende Ergänzung zu tatsächlich erreichten Eintreffzeiten (Auswertung Leitstellrechner) dar. Darüber hinaus lassen sich auf diese Weise Einflüsse auf die Eintreffzeit bei der Planung neuer Standorte oder bei Standortverlegungen sehr präzise visualisieren.

Die Fahrzeit-Isochronen ergeben sich dabei durch ein Simulationsprogramm auf Basis von verorteten Geodaten (Geoinformationssystem). In diesem System kann durch die Eingabe eines beliebigen Standortes (z.B. Rettungswache), einer bestimmten Fahrzeit (z.B. 10 Minuten) und der entsprechenden Fahrzeugkategorie (z.B. RTW, NEF etc.) auf der Grundlage des digitalen Straßennetzes, welches alle 6 Monate aktualisiert wird, die durchschnittlich erreichbare räumliche Abdeckung ermittelt werden. Die Standorte können dabei entweder über ihre Postanschrift oder mit Hilfe von Koordinaten geokodiert werden, d.h. reale, räumliche Informationen werden einem Datensatz hinzugefügt.

Dabei berücksichtigt das System unterschiedliche Straßenklassen, das tageszeitabhängige Verkehrsaufkommen sowie unterschiedliche topografische Verhältnisse. Mit Hilfe dieser Informationen wird die zurückzulegende Strecke in viele Teilbereiche mit jeweils unterschiedlicher Geschwindigkeit aufgeteilt (sog. Segmentierung). Somit kann nicht pauschal von Straßentypen wie Autobahn, Bundesstraße usw. gesprochen werden, sondern es existieren für jeden Straßentyp Segmente unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeit. Für die unterschiedlichen Fahrzeugklassen wurden in empirischen Versuchen und durch Auswertungen zahlreicher Datensätze, die in den einzelnen Segmenten durchschnittlich erzielbaren Fahrgeschwindigkeiten ermittelt. Dabei ist es jedoch nicht auszuschließen, dass tatsächliche Fahrten zu leicht abweichenden Ergebnissen führen können. Hier spielen im Einzelfall Bedingungen wie Witterungsumstände, Verkehrsunfälle, Beladungszustand, usw. eine wesentliche Rolle.

In der Abbildung ist die 12-Minuten-Eintreffzeit-Isochrone aus drei unterschiedlichen Rettungswachenstandorten dargestellt. In diesem Beispiel wurde von einer 2-minütigen Ausrücke- und Dispositionszeit ausgegangen, so dass sich eine 10-Minuten-Fahrzeit-Isochrone von den jeweiligen Rettungswachenstandorten ergibt.

Von besonderer Bedeutung im Bereich der Fahrzeitsimulation sind die bebauten Flächen innerhalb des Wirkungskreises des Rettungsdienstes. Diese werden in dieser Karte als dunkelgraue Flächen dargestellt. Anhand der Fahrzeitsimulation lässt sich nun eine Unter- oder Mehrfachversorgung der bewohnten Gebiete erkennen. Hierauf basierend lässt sich eine optimale Standortverteilung durch den zusätzlichen Neubau von Rettungswachen oder durch die Verschiebung von vorhandenen Rettungswachen erzielen.

Notfalleinsatzortanalyse

In das von uns verwendete Simulationsprogramm können sämtliche Einsätze aus dem Leitstellenrechner eingespeist werden. Dadurch wird es möglich die Versorgungsbereichsgrenzen zwischen 2 oder mehreren Standorten exakt zu berechnen. Zudem können Einsatzschwerpunkte identifiziert und kartographisch dargestellt werden sowie die Einsatzzuordnung zum jeweils nächsten Standort durchgeführt werden.

In der folgenden Darstellung wurde sämtliche Notfälle eines Jahres eingelesen und die Fahrzeit-Isochrone der zugeordneten Rettungswache ermittelt. Die Notfalleinsätze wurden zudem anhand der Leitstellendaten nach erreichter und nicht-erreichter Hilfsfrist kategorisiert.

Es ist zu erkennen, dass sämtliche, innerhalb der Hilfsfrist erreichten, Einsätze auch innerhalb der Fahrzeit-Isochrone liegen. Zudem ist eine geringe Anzahl an Einsätze innerhalb der Abdeckung zu sehen, bei denen die Hilfsfrist nicht erreicht wurde. Hierbei ist vorwiegend von Dublitzitätsfällen aber auch von anderen zeitverzögernden Vorfällen auszugehen.

Weitere Anwendungsgebiete des Geoinformationssystems wären:

  • Planung neuer Standorte

  • Auswirkungen von Standortverschiebungen

  • Optimale Standortverteilung

  • Darstellung von Einsatzschwerpunkten

  • Optimierung von Ausrückebereichen

  • Auswirkungen von Verkehrsbesonderheiten (niveaugleiche Bahnübergänge, Tunnel etc.)

Bitte teilen, please share