Methodik

Eine Methode dient zur systematischen Gewinnung von Erkenntnissen und sollte daher verständlich und nachvollziehbar sein. Im Rahmen einer Brandschutzbedarfsplanung / Gefahrenabwehrplanung / Feuerwehrbedarfsplanung kommen verschiedene qualitative und quantitative Methoden zum Einsatz. Dies umfasst von der mathematische Risikoanalyse bis hin zur örtliche Begehung eine Vielzahl an Praktiken. Einen zentraler Punkt stellen kartographische Auswertungen dar. Hier werden mit Hilfe eines Geoinformationssystems örtliche Informationen und Sachverhalte erfasst, analysiert, simuliert und visualisiert. Die Werkzeuge eines Geoinformationssystems sind dabei sehr umfangreich und bieten für die Erstellung eines Brandschutzbedarfsplans / Gefahrenabwehrplans / Feuerwehrbedarfsplans eine Fülle an erkenntnisgewinnenden Einsatzmöglichkeiten.

Fahrzeitsimulation

Fahrzeitsimulationen stellen eine hervorragende Ergänzung zu tatsächlich erreichten Eintreffzeiten (Auswertung Einsatzberichte) dar. Darüber hinaus lassen sich auf diese Weise Einflüsse auf die Eintreffzeit bei der Planung neuer Standorte oder bei Standortverlegungen sehr präzise visualisieren.

Die Fahrzeit-Isochronen ergeben sich dabei durch ein Simulationsprogramm auf Basis von verorteten Geodaten (Geoinformationssystem). In diesem System kann durch die Eingabe eines beliebigen Standortes (z.B. Feuerwehrhaus), einer bestimmten Fahrzeit (z.B. 4 Minuten) und der entsprechenden Fahrzeugkategorie (z.B. Löschfahrzeug, MTW etc.) auf der Grundlage des digitalen Straßennetzes, welches alle 6 Monate aktualisiert wird, die durchschnittlich erreichbare räumliche Abdeckung ermittelt werden. Die Standorte können dabei entweder über ihre Postanschrift oder mit Hilfe von Koordinaten geokodiert werden, d.h. reale, räumliche Informationen werden einem Datensatz hinzugefügt.

Dabei berücksichtigt das System unterschiedliche Straßenklassen, das tageszeitabhängige Verkehrsaufkommen sowie unterschiedliche topografische Verhältnisse. Mit Hilfe dieser Informationen wird die zurückzulegende Strecke in viele Teilbereiche mit jeweils unterschiedlicher Geschwindigkeit aufgeteilt (sog. Segmentierung). Somit kann nicht pauschal von Straßentypen wie Autobahn, Bundesstraße usw. gesprochen werden, sondern es existieren für jeden Straßentyp Segmente unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeit. Für die unterschiedlichen Fahrzeugklassen wurden in empirischen Versuchen und durch Auswertungen zahlreicher Datensätze die in den einzelnen Segmenten durchschnittlich erzielbaren Fahrgeschwindigkeiten ermittelt. Dabei ist es jedoch nicht auszuschließen, dass tatsächliche Fahrten zu leicht abweichenden Ergebnissen führen können. Hier spielen im Einzelfall Bedingungen wie Witterungsumstände, Verkehrsunfälle, Beladungszustand usw. eine wesentliche Rolle.

In der nachfolgenden Abbildung ist eine 4-Minuten-Fahrzeit-Isochrone unter Sondersignalbedingungen dargestellt.

Von besonderer Bedeutung im Bereich der Fahrzeitsimulation sind die bebauten Flächen innerhalb eines Kommunalgebietes. Diese werden in den Karten als dunkelgraue Flächen dargestellt. Ziel ist es Defizite in der Versorgung der bebauten Bereiche direkt festzustellen. Außerdem sieht man anhand der beiden Isochronen sehr gut den Einfluss der Segmentierung. Die Abdeckung von Standort 2 ist bei gleicher Fahrzeit deutlich größer, da sich Standort 1 im Innenstadtbereich befindet und die vorhandenen Segmente, aufgrund von hohem Verkehrsaufkommen, vielen Ampelphasen usw. eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit aufweisen als im Umland.

Einsatzverfügbarkeitsanalyse

Mit Hilfe des Simulationsprogrammes können detailliert die Einsatzkräfte dargestellt werden, die einen Feuerwehrstandort innerhalb einer definierten Fahrzeit erreichen. Außerdem werden die Gebiete ersichtlich, um die der Standort innerhalb einer festgelegten Zeit mit dem PKW erreicht werden kann. Somit ist es möglich, Defizite in der Einsatzverfügbarkeit einfach und klar verständlich zu visualisieren. Diese Methode stellt eine hervorragende Ergänzung zur Selbsteinschätzung per Fragebogen dar. Bei Bedarf können die Einsatzkräfte nach Qualifikation (AGT, Maschinist etc.) dargestellt werden. Somit wird direkt erkennbar, welche Funktionen am Einsatzort zu erwarten sind.

Weitere Anwendungsgebiete des Geoinformationssystems wären:

  • Planung neuer Standorte

  • Auswirkungen von Standortverschiebungen

  • Optimale Standortverteilung

  • Darstellung von Einsatzschwerpunkten

  • Optimierung von Ausrückebereichen

  • Auswirkungen von Verkehrsbesonderheiten (niveaugleiche Bahnübergänge, Tunnel etc.)